Karl Philipp Moritz, der Verfasser des psychologischen Romans Anton Reiser, bescha¨ftigte sich mit der philosophischen A¨sthetik Sowie der poetologischen Pragmatik und schrieb in der a¨sthetischen Hauptschrift U¨ber die bildende Nachahmung des Scho¨nen seine vielseitig anregenden Gedanken nieder. Im Mittelpunkt der Moritzschen A¨sthetik geht es um die Kunst der scho¨pferischen Nachahmung im Sinne der pantheistischen Naturnachahmung, in der die Kunst so wohl gegen die damalige Tendenz der aufkla¨rerischen Wirkungsa¨sthetik als auch in der Oposition der rationalistischen Definition der Kunst als scho¨pferisches Schaffen dargestellt wird. Die zentralen Kategorien der a¨sthetischen Kunstanschauung bei Moritz Sind Distanziertheit, Bewußtwerden der Erkenntnis und Selbstzweck des Kunstwerks. Die Kunst wird dann als Ausdruck des Daseins und das Kunstwerk als Bestundteil und Spiegel des Unendlichen. Diese Moritzsche Kunstanschuung hat bei Goethe wa¨hrend seiner Italien-Reise wie eine Leitsterne aufgegangen. Was Goethe und Moritz in der Anschauung u¨ber die Kunst gemeinsam verbindet, ist der Gedanke, daß das Kunstwerk als autonomes Gebilde und als ein in sich ruhendes, nach eigenen Gesetzen gebildetes Ganzes verstanden wird. Moritz hat Goethe die a¨sthetische Grundlage gesichert und Goethe hat wiederum diese in die Kunst scho¨pferisch umgesetzt.