Der `Salon` ist ein kulturhistorischer Begriff, der eine Form der europa¨ischen Geselligkeit repra¨sentiert, in deren Mittelpunkt das freie Gespra¨ch und die Saloniere stehen. Der Begriff Salon, der bis zum 18. Jahrhundert noch als Bezeichnung fu¨r die große Halle in den fu¨rstenlichen Ho¨fen verwendet wurde, bekam mit dem sozialen Aufstieg des Bu¨rgertums und der Verbreitung der Salonkultur seine engste Bedeutung, na¨mlich die des literarischen Salons. In dieser Studie wird zuerst der Wandel des Begriffs "Salon" anhand schriftlicher Belege verfolgt, und dann werden die Geselligkeitsformen untersucht, die von der Antike bis zur Renaissance den Grundstein fu¨r die Salonkultur gelegt haben sollen. Die athenische Heta¨re Aspasia, die spa¨tere Gattin des Perikles, konnte dank ihrer Bildung und ku¨nstlerischen Begabung die Geselligkeit pflegen. Doch in der griechischen Antike und in Rom existierten Geselligkeitsformen eigentlich nur fu¨r Ma¨nner. In der italienischen Renaissance wirkte die Gattin des Machtinhabers, na¨mlich die Herzogin oder die Fu¨rstin, als Ma¨zen der Ku¨nste und gestaltete zugleich die Geselligkeitskultur des Hofes. Darin spiegelt sich eine A¨nderung in der Einstellung zur Frau, die sich aus der mittelalterlichen Minne fu¨r die hohen Damen an den Ho¨fen entwickelt hat. Die Geselligkeit an den italienischen Renaissanceho¨fen beeinflusst dann die franzo¨sische Gesellschaft. Die franzo¨sische Salonkultur des 17. Jahrhunderts ist historisch vor allem in der Hinsicht bedeutend, dass sich die Geselligkeitskultur vom Hof loslo¨sen und in der Stadt Paris blu¨hen konnte. Der Hauptvertreter dieser neuen Kultur war der Salon der Madame Rambouillet. Ihr chambre bleu wurde bald der Treffpunkt der Pariser Gesellschaft und auch die Bu¨hne fu¨r die Schriftsteller aus dem Bu¨rgertum, da sie ihre Werke dort vorstellen konnten. Nicht nur Musik und Literatur wurden gepflegt, sondern auch das Gespra¨ch spielte eine wichtige Rolle. Indem Madame Rambouillet die Tu¨r ihres Salons fu¨r jeden "gentile homme", gleich aus welchem Stand er kam, offen hielt, legte sie den Grundstein sowohl fu¨r den Salon als egalita¨re Geselligkeitsform als auch dafu¨r, dass der Salon zum Tra¨ger der damaligen Kultur wurde.