In dieser Abhandlung versucht der Verfasser, Gryphius` erstes Schauspiel Leo Armenius mit Hilfe des Trauerspielbuchs von Walter Benjamin zu interpretieren, Benjamins Werk geht davon aus, dass dein barocken Trauerspiel die schicksalhafte Wiederholbarkeit des Geschehens zugrunde liegt, dass es sich besonders im schiesischen Barocktrauerspiel um die allegorische Situation handelt, in der "jede Person, jedwedes Ding, jedes Verha¨ltnis" "ein beliebiges anderes bedeuten" kann und dass die Melancholie ein mit der alkgorischen Mention innerlich verbundener Gemu¨tszustand ist. Diese Sichtweise ist auf den Leo Armenius durchaus u¨bertragbar. Hier entziehen weder die Figur des Leo Armenius, noch die Gruppe um Michael Balbus dem Lauf des Schicksals. Auf "den Abgrund zwischen bildlichem Sein und Bedeuten" weisen die willk¨rliche Orakeldeutung durch die Partei Balbus`, Leos Gru¨beln uber "Zcichen und Zukunft", seine auf der Bu¨hne zur Schau gestellte Leiche sowie die Streitgespra¨che zwischen den einrelnen dramatischen Figuren hin; sie alle tragen zur lnstabilidt der Bedeutungen bei. Das allegorische ``Spiel`` im Leo Armenius macht auf die Verlegenheit aufmerksam, die daraus entsteht, dass das theologische, transzendente Wertsystern und die darauf basierende politrsche Hierarchie in der "Geschichte als Leidensgeschichte der Welt" erschu¨ttert werden. Dieses Spiel ist als ein ernstes von Trauer durchdrungcn. Dass das Trauerspilbuch fu¨r die Interpretation von Leo Armenius eine fruchtbar Perspektive bietet, scheint unumstritten zu sein. Jedoch sollte der Frage, inwieweit es einen wissenschaftlichen beitrag Barockforschung leisten kann, weiterhin - und unter Beru¨cksichtigung auch noch anderer barockdramen - nachgegangen werden.