Die Grenzwfahrung ist aufschlussreich zur Bestimmung dessen, was innerhalb dieser Grenze liegt, und in jedem Darstellungsversuch der Grenzerfahrung werden sich die verschiedenen Begriffskategorien von Philosophie, A¨sthetik, Ethik und Politik miteinander verkniipfen, ineinander u¨bergehen und miteinander kollidieren. Anhand dieser Beobachtungen mo¨chte ich Peter Weiss` Vorstellungen zur Undarstellbarkeit und seine daraus folgende a¨sthetische und politische Konsequenz in der A¨sthetik des Widerstands untersuchen. Ein prominentes Reispiel fu¨r die philosophische Reflexion, die aus dem Grenzbewusstsein eine a¨sthetische und moralphilosophische Schlussfolgerung zieht, ist Kants Thearie des Erhabenen. Danach wird die Crenzerfahrung ein Anlass zur Selbstbestatigung des Menschen als eines vernu¨nftigen Wesens. ln der absolut negaliven Welt stellt fu¨r Adorno das sprachlich nicht Identrtizierhare ein Moment der Wahrheit dar. Dagegen wollte Lyotard im inmanenten Undarstellbaren nicht nur eine a¨sthetische Bedeutung, sondern eine ethische sehen. Peter Weiss wollte auch eine asthetische und politische Aufgabe in dem Undarstellbaren finden, weil er eben dann die Leiden der Opfer als histarische Widerspru¨che sieht. In diesem Sinne nenne ich diese Auffassung ein historisches und materialistisches Versta¨ndnis der Undarstellbarkeit. Im Gegensatz zu der postmodernen Einstellung zum Undarstellbaren will Peter Weiss jedoch die Grenze nicht einfach anerkennen, sondern versucht, sie zu u¨berschreiten. Dabei hat er schon die Erfahrung gemacht, dass das undarstellbare Leiden der Opfer nicht durch exakte Wahrnehrnung und Beschreibung von dessen Spur, sondern durch das Vorstellungsvenntigen pra¨sentiert werden kann. Aus dieser Erfahrung zieht Peter Welss nicht nur eine a¨sthetische Konsequenz, sondern auch eine politische Konsequenz des Widerstands, weil er eben das historische Vorstellungsvermo¨gen auch in der politischen Solidarita¨t fu¨r unentbehrlich ha¨lt.