Seit langem gilt Arthur Schnitzler fu¨r eine gro¨ßte Verko¨penng des Wiener Fin de sie´cle, besonders dort, wo man vomherein betont, daß sein literarisches Schaffen ausgesprochen orts- und zeitbezogen sei. Anhand seiner literarischen Verllochtenheit mit ,Wien um die Jahrhundertwende` liest man ein kulturgeschichtliches Symptom von Schnitzler-Zeit wieder ab, das aber ohne Einblick in seine Wedce zuga¨nglich ist. Unzula¨ssig wa¨re nicht nur die Annahme eines Nahverha¨ltnisses Schnitzlers mit Psychoanalyse Freuds, sondem auch eine unmittelbare Anwendung des Freudischen Fakenntnisses an seine Werke. Schnitzler setzt sich von der Psychoanalyse seiner Zeit kritisch ab, da er meint, daß ihre Schwa¨che darin liege, zu fru¨h ins Unbewßtes zu schauen, staff Selbstanalyse zu betreiben. Auch die Tendenz zur Verallgemeinerung etwa bei Traumsymbolen ist fu¨r ihn zu schematisch, weil der spezielle Fall des menschlichen Seelenzustandes das Thema rein solle. Die vorliegende Arbeit hat die Absicht, selbstanalytische Eigenschaften des literuischen Schaffens A. Schnitzlers aufzuzeigen und these fu¨r die Interpnetation seiner Literatur nutzbar zu machen. Im Angesicht der selbstdarstellenden Nachla¨sse: 『Tagebu¨cher』, 『Jugend in Wien』, 『Aphorismen und Betrachtungen』 und 『Entworfenes und Verworfenes』, habe ich gezeigt, daß die Gestalten in seinen fruheren Erza¨hlungen als Instrumentarien der Selbstanalyse zu betrachten sind. Daraus ergibt sich, daß Medizin, Literatur und Leben, na¨mlich Intensita¨t der naturwissenschaftlichen Wahrheit, Einheitlichkeit der literarischen Gestaltung und Kontinuita¨t zum dichterischen Erlebnis daze dienen, ein Spannungsfeld zwischen dem Ich und der sozialen Wirklichkeit wachzurufen. Die Ergebnisse der Selbstanalyse A. Schnitzlers liegen u. a. den ftu¨heren Erza¨hlungen 『Amerika』 (1887) und 『Leutnant Gustl』 (1900) zugrunde. In 『Amerika』 diagnostiziert Schnitzler eine blinde Sexualita¨t als ein sozialgeschichtliches Symptom am Ausgang des 19. Jahrhundetts; Sexualita¨t wa¨re ein Fluchtort, den der Mensch jenseits der unabsehbar matten Wirklichkeit der modernen Zeit entdeckt hat, abet auch ein neuartiges Beta¨uben des menschlichen Verworfenheit: Mit der konsequent innenperspektivischen Ich-Figur in 『Leumant Gustl』 macht Schnitzler einen abenteuerlichen Sprung in die Imenwelt des Ichs, wobei die ahnugsbange Tiefe eines sozialpathologischen Symptoms, die Gefahr eines neuen Krieges, veranschaulidit werden sollte. Mach dem Ausbnch des ersten Weltkrieges lautet Schnitzlers Diagnose zur Haupnusache des Krieges : Flucht ins Abstrakte, ins System aus der friedlosen Vielfa¨ltigkeit der Einzelfa¨lle.