Nach Thomas Mann ist `Der Tod in Venedig` die "gesammeltste Gestaltung des Decadence- und Kunstlerproblems." Anders als die moisten Hauptfiguren von Thomas Manns Fruhwerken ist Aschenbach ein erfolgreicher Kunstler und gesellschaftlicher Reprasentant, dessen Kunstlertum auf dem burgerlichen und apollinischen Prinzip basiert. Bei seiner Reise nach Venedig als Statte des Verfalls und des Todes begibt er sich auf den Weg zu Dionysos. Durch die Begegnung mit Tadzio und die Erfahrung von Eros bricht seine apollinische Lebensform in sich zusammen. Obwohl er versucht, Eros und Logos zu harmonisieren und dadurch sein bisheriges Lebensprinzip zu rechtfertigen, erweist es sich als ein Selbstbetrug. Aschenbach verfallt dem alle sittlichen Formen und Kontrollen sprengenden dionysischen Rausch, das zum Zusammenbruch der Wurde des Geistes und Verfall fuhrt. Der Schluß entzieht sich eindeutiger Auslegung. Aschenbachs Sterben oszilliert zwischen Erlosung und Untergang, Lebensverneinung und Entfaltung seiner verdrangten, unterdruckten eigentlichen Neigung. Das letzte Bild von Aschenbach zeigt die Sebstverneinung im Sinne der Entwurdigung, aber zugleich auch die Verselbstigung im Sinne der Erfullung seiner Sehnsucht. Die Erzahlung ist eine Kritik an dem der Decadence verfallenden Kunstler und hat zugleich einen Bekenntnischarakter des Kunstlertums von Thomas Mann.