Im Rahmen der Beobachtung des modernen Individuums handelt es sich in der vorliegenden Arbeit um die Autobiographie eines Schriftstellers vom 18. Jahrhundert, das den Anfang der Moderne markiert. Das Ziel dieser Arbeit besteht also darin, zu betrachten, wie ein modernes Individuum im 18. Jahrhundert sein Ich, seine Identitat konstituiert, d. h. erfindet. Im Hinblick auf die Bildungsgeschichte, die als das moderne Paradigma der Lebensgeschichte den Prozehß der Perfektibilisierung eines Individuums gestaltet, stellt die Geschichte des Anton Reiser eine Leidensgeschichte dar, in der kein Fortschritt, keine Steigerung des Protagonisten stattfindet. Die erzahlte Geschichte ist also zunachst nichts anderes als die Illusionsgeschichte eines Individuums, das auf der Suche nach seinem Ich kein harmonisches Ende findet. Aber dies bedeutet auf keinen Fall, dass Moritz den Begriff der Identitat negiert. Es soll also aufgezeigt werden, wie Moritz seinen Helden dessen Ich-Identitat finden lasst. Es stellt sich dabei heraus, dass fur Moritz bei der Idntitatsfindung Selbstreflexion die entscheidende Rolle spielt, Es gilt zu betrachten, wie ein Individuum anhand der Reflexion in Form von Selbstkritik und Selbstironie ein Subjekt wird, wobei jedoch gefragt werden soll, inwiefern die Idee der Selbstreflexion ernstzunehmen ist.