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KCI 등재
젠더 협상에서 사랑의 역할 -하인리히 폰 클라이스트의 단편 『산토 도밍고에서의 약혼』과 드라마 『펜테질레아』를 중심으로
Die Rolle der Liebe in der Gender-Negotiation -am Beispiel von Heinrich von Kleists Erzahlung Die Verlobung in St. Domingo und seinem Drama Penthesilea
신지영 ( Ji Young Shin )
괴테연구 21권 71-88(18pages)
UCI I410-ECN-0102-2009-850-019904757

`Gender` bedeutet dem biologischen Geschlecht (`Sex`) gegenuber die kulturell und gesellschaftlich bedingte Geschlechtsidentitat, die relativ flussig ist und standig der Negotiation unterworfen ist. Die Verlobung in St. Domingo (1811) zeigt, wie ein Mestizen-Madchen namens Toni, uber dessen Rassen- und Geschlechtsidentitat bei dem "Fremden" Unsicherheit herrscht, eine `weiße Frau` wird. Die Forschung hat bereits herausgestellt, daß dies auf performative Weise geschieht: durch die Nachahmung eines der beiden "Weiblichkeitsmuster"-"ein Schreck- und ein Vorbild" (Weigel)-, die der "Fremde" ihr vorgibt, und durch die Erklarung: "Ich bin eine Weiße". Weigel erkennt im Tode des Madchens den "Effekt der Verkorperung eines Frauenbildes", das Konzepte aus dem Diskurs uber das weibliche Geschlecht im 18. Jahrhundert zitiert. Meine Frage ist nun: Was hat "im Lauf einer einzigen Nacht ihre [Tonis] Gedanken so plotzlich" umgewandelt?, wie sie sich in der Erzahlung die Mutter Babekan stellt. Den "gesellschaftlichen Druck" (Butler), unter dem sich der Theorie zufolge die Gender-Performanz vollzieht, empfangt Toni in viel starkerem Maße von ihrer `schwarzen` Mutter (es droht ihr die "Todesstrafe"). Es ist die Liebe, und man muß annehmen, daß diese dem gesellschaftlichen Druck gegenuber ein Vakuum bildet, das zugleich als ein Transitraum fungiert. Fur den Ubergang Tonis zu einer neuen Identitat ist aber entscheidend, daß die Liebe sogleich mit Gewalt gekoppelt wird, d. h. daß die Liebe sofort in der Ehe bzw. Verlobung institutionalisiert und funktionalisiert wird. Die burgerliche Ehe beruht auf dem asymmetrischen Verhaltnis von Mann und Frau, das die nicht sklavische, sondern freiwillige und solidarische Aufopferung der Frau beinhaltet. Der Geschlecktsakt ahnelt so einem Opferritual, nach dem Toni "wie eine Leblose" ist. Schließlich beweist die Hinrichtung Tonis durch Gustav die der Ehe inharente Gewalt. Wahrend Toni hinsichtlich ihrer Identitat bei dem Fremden nur Unsicherheit hervorruft, ist in Penthesilea (1808) die Amazonenkonigin fur die Griechen als grenzuberschreitende Figur ein `Schreckbild`. Die Amazonen sind "dem Geschlecht der Manner nicht mehr dienstbar". Der Frauenstaat kennt aber kein symmetrisches Geschlechterverhaltnis, sondern steht nur in einem spielgelverkehrten Verhaltnis zum Mannerstaat. Statt der Ehe ist hier das "Rosenfest" die Institution der Liebe, die auf der Aufopferung eben das anderen Geschlechts aufgebaut ist. So ist fur Achilles und Penthesilea die Liebesvorstellung beiderseits zugleich mit Gewalt verknupft. Wenn die Liebe aber, anders als in der Erzahlung, hier nicht sogleich in die Ehe (bzw. Rosenfest) ubergeht, liegt das an den zwei gleichen Machtanspruchen. In dieser Konstellation entfaltet sich die Liebe in ihrem vollen Umfang. Zunachst bewirkt sie den Identitatsverlust (Vakuum). Vom Blick der sterbenden Penthesilea "im Inersten getroffen" "entwaffent" sich Achilles und unterwirft sich Penthesilea; Penthesilea genauso, "in dem Innersten getroffen", fragt sich: "Was bin ich denn seit einer Hand voll Stunden?", erklart sich fur "die Uberwundene, Besiegte" und unterwirft sich Achilles. Die Liebe ist ein Topos, an dem keine binaren Oppositionen ("Kraft bloß und ihren Widerstand", weiblich und mannlich, Liebe und Haß) herrschen, sondern ein Prinzip der Paradoxie (also ein "Drittes"): so stellt Luhmann die verschiedenen Paradoxien, die die Liebe als Passion codiern, folgendermaßen dar: "erobernde Selbstunterwerfung, gewunschtes Leiden, sehende Blindheit, bevorzugte Krankheit, bevorzugtes Gefangnis, sußes Martyrium". Die Liebe als "Passion" mundet in "die Maßlosigkeit, den Exzeß", bei Penthesilea: ihr Zerreißen Achills, was aber Kleist durchaus positiv bewertet (Prothoe lobt Penthesilea als "die gesunde Eiche"). So wird die Liebe als Passion, Penthesileas dionysischer Zustand in Liebe, bei Kleist eine utopische Vision-wie spater bei Nietzsche und Musil-, hier in Hinblick u.a. auf eine andere Geschlechter-Ordnung, an der sich die Gender-Negotiation ausrichten soll.

[자료제공 : 네이버학술정보]
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