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괴테의 『파우스트』연구 -비신화화 과정의 작품 수용을 중심으로-
Studie zu Goethes "Faust" -der Prozeß der entmythisierenden Rezeption
박환덕 ( Huan Dok Bak )
인문논총 39권 73-97(25pages)
UCI I410-ECN-0102-2012-350-002392656

1.Schon 1859, also zu Lebzeiten Goethes, deutete Schelling im Kontext der fruhromantischen Suche nach einem neuen Mythos den Faust als eine mythische Figur von charakteristisch deutscher Pragung. Damit legte er den Grundstein zur lange vorherrschenden mythischen "Faust" -Interpretation und schuf so ein Leitbild der Weltliteratur, das-so der Historiker Heinrich Luden - wie nur wenige als Archetypus der "conditio humana" die Zeitgrenzen sprengen konnte. Diese Faustidee begleitete dann auch die Identitatsfindung der deutschen Nation. 2. Bei der Bildung des Deutschen Reiches (1870/71) diente das Faustbild als normative Hintergrundsfolie fur die Etablierung eines einheitlichen deutschen Nationalgefuhls. Die Vorstellung des "faustischen Menschen" wurde in den Dienst der ideologischen Formation deutschen SelbstbewuBtseins und Selbstwertgefuhls gestellt, wobei der Weg Fausts als Bemuhen um einen unaufhaltsamen Aufsteig gait. Im Kontext des empirischen Forschungsparadigmas der Zeit von 1870 bis 1914 richtete sich das Augenmerk vorwiegend auf die Entstehungsgeschichte. Zunachst fuhrte H. Grimm, auf der Basis der Einheitsthese von "Faust I" und "Faust II", die biographische Interpretationsmethode ein; er sah im faustischen Erfahrungsweg zugleich eine Konkretion des Ringens von Goethes Geist. These Deutung enthait unverkennbar den Ubergang von der biographischen zur entstehungsgeschichtlichen "Faust"-Deutung. Em dezidiert entstehungsgeschichtliches Interpretations-Programm findet sich bei K Fischer (1877), der die Einheltlichkeit des "Faust" nicht im Werk, sondern in der Person Goethes begrundet sieht. Faust als Reprasentant unermudlichen menschlichen Strebens wird zur Symbolfigur, die die Leerstelle fehlender Weltanschauung fur das neue Deutsche Reich ausfullen sollte. Diese Deutung hielt sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. H. Hermann dagegen versuchte, ohne den Rekurs auf biographisch-personliche Aspekte den "Faust"-Text in seinem asthestischen Gehalt zu wurdigen. 3. Als bedeutendste "Faust"-Forschung des "Dritten Reiches" ist die Studie von W. Emrich zu nennen, die fast 20 Jahre lang die "Faust" -Deutung beherrschte. Das Spezifikum seiner Interpretation lag darin, daB sie den allgemeinen Zusammenhang zwischen Asthetik und Geschichte betonte und uber die Aufgaben und Moglichkeiten von Literatur uberhaupt reflektierte. Er sah im "Faust" ein typisches Produkt nachklassischer, seit 1805 in Geltung befindlicher Kunstpraxis und zog eine scharfe Trennlinie zwischen "Faust I" und "Faust II". In der Fokussierung auf das Symbolische, Symbolhafte gerat Faust zu einem uber- individuellen, uberzeitlichen Menschentyp, dessen Denken und Ringen transindlividuelle, objektive, universelle Dimensionen annimmt. 4. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich auch in der "Faust"-Rezeption die Trennung Deutschlands bemerkbar. Im AnschluB an die Literaturtheorie von Georg Lukacs, der sich seinerseits der Marxschen Sichtweise verpflichtet sah, und bei gleichzeitiger Ubernahme der Hegelschen Geschichts- philosophie entstand in der ehemaligen DDR, die das Problem der Errichtung einer neuen ideellen Ordnung, und zwar im Kontext des Antifaschismus, zu bewaltigen hatte, eine Zwei-Saulen-Theorie des Kulturvermachtnisses, des kulturellen "Erbes"; in der Bundesrepublik Deutschland dagegen uberwog die Tendenz, das Tragische im "Faust" im Zusammenhang mit religiosen Aspekten herauszuarbeiten. In dem Bemuhen, sich vom kapitalistischen Westen abzugrenzen, suchte die Kulturpolitik der DDR einen eigenen Legitimationsgrund ihres Regimes und instrumentalisierte daher den Zusammenhang zwischen Goethe, Weimar und der Weimarer Klassik zum Ausgangspunkt fur die Etablierung eines neuen Denkens. Diese Tendenz wurde in zwei Hauptlinien verfolgt; einmal in der Hervorhebung der Arbeiterkiasse als Reprasentant und Trager der Kultur von der Deutschen Kiassik her, zum anderen im Programm der Reinigung deutschen Kulturgutes von faschistischen Elementen. Vor der Folie dieser Kulturpolitik verdienen vor allem die folgenden vier Inszenierungen Beachtung (1.) R. Wortfeldt(Faust, 1948/49; Weimiar, Deutsches Nationaitheater) brachte die erste "Faust"-Inszenierung nach Kriegsende auf die Buhne; noch in Fortfuhrung der Tradition der Weimarer Kiassik, aber deutlich schon im Ubergang zur anti- faschistisch-demokratischen Neuorientierung und im Sinne einer kulturellen Fundierung des Sozialismus stellte er Faust als kreativen, tatigen Menschentyp vor. (2.) Bei der Auffuhrung von Brecht und Monk(Urfaust, 1952/53; Potsdam und Berlin) ging es urn die Gestaltung eines ``lebenden Menschen``, den sie beim Helden im "Urfaust" gefunden zu haben glaubten; diese Inszenierung wurde von der Regierung abgelehnt, die vorrangig auf die Wahrung groBen nationalen Kulturvermachtnisses bedacht war. (3.) W. Heinz und A. Dresen (Faust I; 1968; Berlin, Deutsches Theater) rucken die "Walpurgisnacht" in den Vordergrund; ihre Inszenierung loste heftige Diskussionen aus; Der damalige Bildungsminister Klaus Gysi sprach sich mit aller Deulichkeit gegen einen von der Idee des "Sturm und Drang" inspirierten verzweifelnden Helden aus; fur ihn sollte Faust als Leitbild fur den unerschutterlichen Glauben an das eigene Ich fungieren. (4.) Einen neuen Weg beschritt H. Sagert(Urfaust; 1984; Berliner Ensemble) mit einer Gesamtkonstellation von Texten aus "Satyros", "Pandora" und "Prometheus", bei der der katholisch-mystische Aspekt der Faust-Figur, nicht nur das asthetische Moment, hervor- gehoben wurde; die schockierende Wirkung dieser Inszenierung beruhte insbesondere auf der experi- mentierenden Einbeziehung von "Faust"-Figuren. 5. Der Grundtenor der "Faust"-Forschung in der Bundesrepublik war bestimmt durch die Studie von E. Trunz, der im dritten Band der Hamburger Goetheausgabe(1949) das Leben Fausts nicht als eine Entwicklungsgeschichte, nicht als ein sozial-politisches Geschehnis, sondem vielmehr als eine religiose Problematik interpretierte. Auf dem Theater setzte sich jedoch eine ganz anders geartete Tendenz durch: Gustav Gundgens(1957/58) markierte mit seiner Konzeption des Regietheaters, in der dem Regisseur erhebliche Freiheit eirigeraumt wird, eine epochale Zasur der Buhnenbearbeitung, Die sich anschlieBenden Inszenierungen von Jurgen Flimm(Koln 1983; Hamburg 1988), Dieter Dorn (Munchen 1987) und Alfred Kirchner (Berlin 1990) vollendeten den ProzeB der Faust- Entmythisierung; der Schwerpunkt wurde auf die Figur des Mephistopheles gelegt, gedeutet als ein im innerweltlichen Diesseits verhaftetes Wesen, das keinen Zugang mehr zur himmlischen Welt besitzt. 6. Eher (literatur-)wissenschaftlichen Charakter weisen die neueren Bearbeitungen des "Faust"-Themas auf. Der Text steht wieder im Zentrum des Interesses. Erwahnung verdient insbesondere die Arbeit von Albrecht Schone: "Gotterzeichen, Liebeszauber, Satantkult" (1993). Auch wenn man die personliche Freiheit jedes Interpreten in Rechnung stellt, so kann doch als genereller Tenor der "Faust"-Rezeption festgehalten werden, daB trotz weitgehend vollzogener Entmythisierung des Faust-Bildes Faust in Deutchiand immer noch als typisch deutsche Symbolfigur, allerdings mit ubernationalem und uberzeitlichem Charakter, gesehen wird.

[자료제공 : 네이버학술정보]
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