18.119.132.223
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Diese Arbeit handelt nicht nur von der Entstehung und Entwicklung der deutschen klassischen Balladen (Kunstballaden), sondern auch von deren strophischem Aufbau, damit sie die jungen koreanischen Germanisten in die metrische Ordnung der deutschen Gedichte einordnen konnen. Um sie daruber noch besser zu informieren, habe ich einige ostasiatische und europaische, Gedichte teilweise ubersetzt und vorgestellt. Die Chevy-Chase-Ballade, die durch Herder im 18, Jahrhundert zusammen mit anderen englischen Volksliedern aus England nach Deutschland gebracht wurde, hahen Klopstock, Burger und dann Goethe begeisternd in ihrer Schopfung nachgebildet. Diesc englischschottische Ballade, der wir rein jambische Strophe zurechnen, bcsteht aus vier Zeilen, von denen die erste und dritte vier Hebungen, die zweite und vierte drei haben; indessen gehort zu ihnen eine starke Pause am Ende, in der sich die vierte Hebung verwirklicht. Die Senkungen sind wie im Volkslied ein- oder zweisilbig. Was der Strophe ihren besonderen Ton gibt, sind die durchweg mannlichen Ausgange. Sie bekommt dadurch eine Herbheit und Geladenheit, die auch in Deutschlands Balladendichtung zu finden ist; z-B. Burgers "Lenore", Goethes "Der Fischer." Die Geisterballade "Lenore" hat Burger aus 32 jambischen Achtzeilern gefugt und nach dern Schema ab ab cc dd ihre Endreimc geordnet. Vier Hebungen tragt jede erste, dritte, funfte und sechstc Zeile, endend in betontem Ausgang. Drci Hebungen und klingcnder VersschluΒ sind den ubrigen Zeilen zugewiesen, aber auch in ihnen wird noch die Ordnungseinheit volkstumlich-vierhebiger Verse horbar: der stetc Wechsel mit den Vierhebern laΒt in der Pause am Zeilenende der Dreihebcr eine stumme vicrte Hebung klingcn. Nur in den beiden SchluΒzeilen jeder Strophe bleibt diese vierte Hebung aus; sic sind als Reimpaar von den vorangehenden Vierhebern abgesetzt und stutzen sich gegen scitig. Hier wird eine Verkurzung deutlich bemerkbar, die den Vorwartsdrang der rasch dahingleitenden Jamben steigert. Diesem Metrum haftet aber eine leiernde Starre an, spurbar zumal in dcn erzahlenden Eingangsstrophcn. Doch in diese Gleichformgkeit bricht cine Spannung ein, die das metrische Schema zu wilder Bcwegung fortreiΒt, am energischsten Ort, wo dic Onomatopoien, wo abgehaekte, wiederholte Satze und Satzfragmente, Rufe und Schreie vorherrschcn, den Starkegrad der Hebungserfullung sprunghaft variieren und mit den Hauptakzenten hinweghetzen uber das metrische Gerust. Die Lenoren-Ballade gehort den Totentanzen an. Hier sturzt sich der Mensch in Seligkeit und Unseligkeit des Diesseits. Hoffnung auf Ewiges bedeutet ihm nichts mehr, denn sie nimmt dem hiesigen Leben Krafte fort. Obgleich er die kunstlerischen Mittel bei Percy, Ossian und Herder gelernt hatte, aber den Stoff dieser atemberaubenden Ballade hat Burger aus der Gegenwart bzw. der jungsten Vergangenhcit genommen Es ist Ausdruck des inneren Vorgangs, des Sturzes eines bcfreiten und zugleich bindungslos gewordenen Menschentums. Die Ballade Goethes "Der Fischer" ist dem metrischen Schema nach die doppelte, ganz gleichformigc Strophe des oben angefuhrten cnglischen Vierzeiler. Der orchestal starke Rhythmus dieser Geisterballade macht es lcicht, schwache Hcbungen zu wabren (in 10, 14, 15) und auch die Druckungen zu erhalten. Sie stehen, wic gewohnlich, fast alle in den Verseingangen und bleiben am Gedichtanfang schwach (3--7), gewinncn in der dritten Strophe an Spannung (17, 21, 23) und haben in der vierten hohe Ausdruckskraft (26-28). Dic beschriebene Wellenbewegung geht auch uber die Strophenenden hinweg, so daΒ zwischen den Strophen keine groΒere Pause entsteht. In der Rede des Wasserweibes macht sich der Ubergang von der dritten Strophe zu der vierten deutlich als groΒerer Einschnitt bemerkbar, nur eben mehr im Sprechartwechsel zur Lockung hin als in der Pause. Der greise Goethe sagte uber diese Ballade (3. 11. 1823) zu Eckermann: "Es ist ja in dieser Ballade bloΒ das Gefuhl des Wassers ausgedruckt, das Anmutige, was uns im Sommer lockt, uns zu baden": und er fugte sogar hinzu, "Weiter liegt nichts darin"-ein Wort, das uber das Wassertod-Motiv die ubereifrige Interpretation abwehrtc. Die Ballade Schillers "Der Taucher" ist alles andere als eine Geisterballade, die, indem sie von einem magischen Appell der Naturkrafte an vorbewuΒte Schichten im Menschen ausgeht, einen Wechselbezug zwischen Mensch und Natur zugrunde legt. Im "Taucher" dagcgen ist die auΒermenschliche Natur dcm Menschen gcgenuber vollig gleichgultig. Der Wassertod des Tauchers in Schillers Ballade, der zum zweitenmal in den Strudel springt, ist etwas Erhabenes gemaΒ den moralischen Kategorien Schillers. Das strophisch Eigentumliche der Ballade besteht darin, daΒ die vier ersten abwechselnd reimenden Verse mannlich enden, die beiden unmittelbar aufeinander reimenden letzten, gleichsam das Gefuhl weicher Sehnsucht andeutend, weiblich, daΒ der zweite, wie zur Bezeichnung des Ungenugenden, einen FuΒ weniger hat und im ubrigen der Rhythmus zwischen Hupfen und Schreiten frei abwechselt (bald "Jambus", bald "Anapast" erscheint), wie bereits in dem Reiterlied, den Worten des Glaubens und dem Ideengedicht Breite und Tiefe, die unserer Ballade unmittelbar vorangehen. Der ganzen poetischen Darstellung des Wassertod-Motivs hat Schiller den Charakter des Schauerlichen gegeben, ahnlich und doch wieder so unendlich verschieden von dem Gotheschen "Fischer"; es liegt daruber die unheimliche Schwule eines grausigen Marchens, aus welchem das liebliche Bild der Prinzesin um so anmutiger, das mutige des Knappen um so erhabener sich hervorheben.

[자료제공 : 네이버학술정보]
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