In Sokratischen Denkwurdigkeiten betrachtet Hamann vielseitige Aspekte von Sokrates. Fur ihn ist der griechische Philosoph im geistigen Sinn ein Bildhauer fur Jugendliche und ein Arzt fur die Neugierde der Athenienser sowie ein Prophet fur die Wahrheit der Unwissenheit. Insbesondere fasst Hamann Sokrates` Selbsterkenntis ins Auge. Weil er gestand, dass er unwissend sei, erklarte ihn das Delphische Orakel nicht nur fur den weisesten, sondern auch sein "leere[r] Verstand" wurde durch sein Damon befruchtet. Aber das Denken und Leben des attischen Weisen bringt dessen Tod mit sich. Darin sieht Hamann eine Analogiezum Schicksal von Jesus Christus und dem Apostel Paulus und stellt den typologischen Vergleich zwischen ihnen an.Neben dieser Apologie von Sokrates geht es in dieser Schrift um Hamanns Identifikation mit seinem "Held". Mit der Figur des Metaschematismus wendet Hamann Sokrates` Lebensumstande auf seine eigene an. Er glaubt, dass er von den neueren Sophisten so umgeben und verachtet werde, wie Sokrates von den alten Sophisten. Nun sieht er sich zum Propheten berufen und will mit der "Maske des Sokrates" seine zeitgenossischen Sophisten, vor allen Kant und Berens, aus dem Dienst der dunkelhaften Aufklarungsvernunft zur Glaubenswelt fuhren. Aus dieser Sicht ist fur Hamann Sokrates sowohl ein Vorbild als auch ein Sprachrohr, wodurch der "Magus in Norden" sein prophetisches Bewußtsein predigt.