Es wird untersucht, in welchen historischen und sozio-okonomischen Bedingungen sich das deutsche Sonderbewußtsein gebildet hat, und wie im Zuge seiner Entwicklung eine Reihe von Denkfiguren entstanden ist, wie der dritte Weg, die Idee von 1914, Kultur gegen Zivilisation, Gemeinschaft gegen Gesellschaft, Politische Romantik, die neue Freiheit etc. Diese konservativen Ideen wurden immer mehr ideologisiert und erschwerten die Aufnahme und Umsetzung vor allem liberal-demokratischer Traditionen des sogenannten ‘Westens’ in Deutschland nachhaltig. Auch Thomas Mann vertritt sein unpolitisches Verstandnis von Kunst und Kultur und verteidigt die Besonderheit der deutschen Kultur gegen die westliche Idee der Zivilisation und den ihr inharenten Prozeß der Politisierung und Demokratisierung. Indem er mit der in Deutschland beruhmten Antithese von Kultur und Zivilisation operiert, sieht er im Krieg vor allem den symbolischen Kampf der deutschen Innerlichkeit gegen die Idee der franzosischen Revolution, gegen die Aufklarung, die Demokratie und schließlich den Kapitalismus, ohne die konkrete politische Realitat angemessen zu erfassen. Dabei stellt sich heraus, dass seine Schriften trotz ihrer entschiedenen Stellungnahme zum Krieg und zur Politik im Grunde in ihren inneren gedanklichen Struktur eine politisch verkleidete, variierte Darstellung seiner Kunstlerproblematik ist.