Christa Wolf versucht in Anlehnung an Adorno und Horkheimer die Aufklarung und den Mythos im Text Medea. Stimmen zu kritisieren. Adorno und Horkheimer begreifen in der Dialektik der Aufklarung den partriarchalischen Mythos als aufklarerisches Denken. Die beiden stellen Homers Odyssee als aufklarerische Momente dar. Die Odyssee lege Zeugnis ab von der Dialektik der Aufklarung, von der Verschlungenheit von Aufklarung und Mythos. Adorno und Horkheimer bilden den listigen Odysseus als den Prototyp des aufgeklarten Subjekts. Und Wolf begreift die Uberlieferung von Geschichte als Heroengeschichte, fur die stellvertretend der Homerische Mythos steht und versucht, eine Geschichte aus der Perspektive der Opfer zu schreiben. Der Jason von Wolf tragt nicht viele Zuge der Odysseus-Figur von Adorno und Horkheimer. In Wolfs Version ist er kein Held und kein aufgeklarter Subjekt. Die Vorherrschaft des aufklarerischen Geistes und der instrumentellen Vernunft fuhren zur Verscharfung der Grundopposition zwischen Mann und Frau. Im Namen der Aufklarung werden Frauen unterdruckt, missbraucht und als ‘Andere``, ‘Hexe`` begriffen. Aber die Medea von Wolf ist keine tradiertere Medea-Figur. Sie ist keine Hexe, keine passive Frau, sondern Heilerin, eine aktive Frau. Adorno und Horkheimer beschreiben Zivilisationskritik an der Ruckkehr der ‘aufgeklarten’ Zivilisation zur erneuten Barbarei. Auch Medea. Stimmen kann als ein Versuch gelesen werden, mit dem Beispiel von den Korinthern die Ruckkehr der aufgeklarten Zivilisation zur erneuten Barbarei zu ergrunden. Medea. Stimmen ist eine Studie uber den Zusammenhang zwischen aufgeklarter Zivilisation, Barbarei und Mythen.