Die afrikanische Minderheit in der Bundesrepublik Deutschland bildet kulturell sichtbare Minderheit. Manche dieser Migranten betatigen sich im literarischen Bereich und tragen somit zur Diversifizierung der deutschen Literatur bei. Die Texte reflektieren transkulturelle Erfahrungen. Mit kritischer Distanz stellt die afrikanische Migrationsliteratur die deutsch-afrikanische Beziehung und die gegenwartige Erscheinung der Diaspora dar. Die Begriff Diaspora erfuhr zahreiche Bedeutungsverschiebungen. Seit dem 1990er Jahren gewann sie fur die kultur- und literaturwissenschaftliche Annaherungen an Bedeutung. Die postkolonialen Kritiker insistieren auf der Hybriditat diasporischer Strukturen. Kind Nr. 95: Meine deutsch-afrikanische Odyssee von Lucia Engombe ist ein typisches Werk dafur. Das Werk ist das einzige literarische Beispiel der Politik der DDR gegenuber der Dritten Welt. Zur Zeit des Kalten Krieges schickten einige afrikanische Befreiungsbewegungen Kindergruppen in die DDR. Die DDR unterstutzte die SWAPO(South West Africa People’s Organisation) direkt mit Hilfsgutern und Solidaritatssendung. Auch Lucia Engombe aus Namibia wird in ein Kinderheim in der DDR gebracht. Lucia findet ihren Namen als Nr. 95 auf der Liste. Gemeinsam mit anderen namibischen Kindern soll sie die ‘neue Elite’ des kunftigen unabhangigen Namibias werden. De facto haben die Kinder als “DDR-Kindern” mit der deutschen Außenwelt wenig zu tun. Sie und andere Kinder lernten dort realsozialistischen Dogmatismus und Rassismus kennen. Die Familie von Lucia ist ein Opfer politischer Schikane gewesen. Lucia sagte, “die Politik hat meine Familie zerstort.” Lucia begleitete noch einmal zu Lebensstationen in Ostdeutschland und in Namibia. Kind Nr. 95: Meine deutsch-afrikanische Odyssee hat “neues Licht auf dieses ebenfalls fast vergessene Kapitel der deutsch-namibischen Beziehung” geworfen.