In der vorliegenden Arbeit wird analysiert, wie Goethe das Harnstoffsynthese- Experient von 1828 des deutschen Cheikers Friedrich Wohler in sein literarisches Gedankenexperient i zweiten Teil von Faust, insbesondere bei der Gestaltung des kunstlichen enschen ‘Hounkulus’, eingefuhrt hat und wie seine Gedankenexperiente i Kontext der europaischen odernisierung und des naturwissenschaftlich-technischen Fortschritts betrachtet werden konnen. Seit de spateren ittelalter gab es den proetheischen Trieb zur Herstellung des kunstlichen, also nicht gezeugten enschen. Durch das erfolgreiche Experient Wohlers glaubten nicht wenige Zeitgenossen daals, dass die Herstellung des kunstlichen enschen durch die kunstliche Gewinnung eines organischen Stoffwechselproduktes eroglicht werden konnte. Diese Vorstellung hat Goethe durch die Gestaltung der Figur "Hounkulus“ als "das Leuchtende Sein in der Flasche“ gezeigt und die Kehrseite einer solchen Vorstellung als annerphantasie literarisch behandelt. Er hat diese Figur als die de Faust Nachste und gleichzeitig auch als Vetter ephistopheles gestaltet. Aus seiner literarischen Behandlung des naturwissenschaftlichen Wissens konnen nalich die abivalenten Bilder des europaischen oderne-Projekts herausgelesen werden. Goethes literarisches Gedankenexperient als eine Variation des naturwissenschaftlichen Experients bezieht sich auch auf die Geburt und den Tod Euphorions. In der phantasagorischen Welt, die auf die Phantasie Fausts zuruckgefuhrt werden kann und aus Goethes reichhaltiger Lekture von antiken Texten stat, ist Euphorion ein Sohn von Faust und Helene. Dieses Gedankenexperient zielt auf die odernisierung des Kunstbereichs, wahrend die Herstellung und der Tod Hounkulus sich auf die odernisierung des Wissenschaftsbereichs richten. Sowohl Hounkulus als auch Euphorion wollten zwar als oderne Subjekte etwas in die "Tat“ usetzen, aber ihr Trieb zur Tat fuhrt sie in den Tod, und deentsprechend wird dieses Werk "Tragodie“ genannt. Auf diese Weise wird Goethes daalige Angst und Unruhe angesichts der europaischen odernisierung itgestaltet. Seine Skepsis gegenuber der odernisierung entzundet sich vor alle daran, dass die i Naen des Verstandes von den Naturwissenschaften entwickelten Vorstellungen von der Natur, vo enschen und von der Welt insgesat alle unorganisch, annerorientiert und zu gewalttatig sind. Daher schließt Goethe dieses Faust-Draa it de Wort: "Das Ewig- Weibliche / Zieht uns hinan.“