Goethes Itailienreise ist bisher als ein wichtiger Wendepunkt in seinem Leben dargestellt worden. Seine Reise wurde als eine Flucht aus dem Alltag in Weimar interpretiert, wo er 10 Jahre lang als Staatsmann und Untertan des Herzogs von Weimar, Carl August arbeitete. In neueren Arbeiten wird sie jedoch auch als ein Neuanfang gesehen, bei dem Goethe mit seinem jahrelangen Leben in Verwaltungsdienst bricht. Manche Forschungen haben dabei die Ansicht vertreten, dass kein radikaler Bruch mit seinem bisherigen Leben erfolge, da Goethe nach der italienischen Reise nach Wunsch und Bitten von Herzog Carl August weiterhin vereinzelt politische und administrative Tatigkeiten ubernahm. In diesem Beitrag werden die bisherigen Ansichten uber die Absicht und Bedeutung der Italienreise Goethes von einer weiteren Perspektiven aus neu betrachtet und so teilweise korrigiert und erganzt. Danach lasst sich die Italienreise als ein entscheidender Versuch Goethes deuten, seine Identitat neu zu bestimmen und zu entwickeln. Er hat wohl sein Leben als Dichter und Politiker auf der Reise uberdacht und sich entschieden, nach der Reise in Weimar sowohl weiter zu dichten als auch sich weiterhin Politik zu betreiben.