Die "Trummerfrau" stellt als Symbol fur die deutsche Nachkriegszeit heute nicht nur einen konstitutiven Baustein im kollektiven Gedachtnis der Deutschen dar. Sie ist auch auf das Engste mit dem Grundungsmythos der Bundesrepublik Deutschland verbunden. Die Frauen, die nach dem Krieg die zerstorten Stadte ,enttrummert` hatten, avancierten zu Vorbereiterinnen des Wirtschaftswunders, das auf diese Weise gewissermaßen in die Zeit vor 1948 verlangert wurde.
Dieses Narrativ funktioniert jedoch nicht nur fur die alte, sondern auch fur die neue, wiedervereinigte Bundesrepublik. Zum 60. Jahrestag der Republik im Mai 2009 wurde die Trummerfrau als deutsche Identifikationsfigur zum Medienstar. Nach der "Wende" von 1989/90 scheint sich die Trummerfrau auch als gesamtdeutscher Erinnerungsort festgesetzt zu haben.
In beiden deutschen Staaten hatten sich bis zum Umbruch 1989/90 zwar unterschiedliche Erinnerungsbilder der Trummerfrau etabliert, diese waren aber kompatibel genug, um in einen gesamtdeutschen Erinnerungsort munden zu konnen. Freilich uberlebte das Bild von der Erbauerin des Sozialismus die Wiedervereinigung nicht. Dennoch muss festgehalten werden, dass der heutige gesamtdeutsche Erinnerungsort eine sehr viel starkere ost- als westdeutsche Pragung hat. Zum einen beruhen die Erinnerungen auf der lebensweltlichen Erfahrung von Frauen, die in der Sowjetischen Besatzungszone und Berlin lebten, wahrend in den westdeutschen Stadten das Phanomen der Trummerfrau entweder unbekannt oder von nachrangiger Bedeutung war. Zum anderen fand die Figur der Trummerfrau schon und vor allem dauerhaft Eingang ins kollektive Gedachtnis der DDR. In der Bundesrepublik blieb diese Entwicklung lange Zeit aus.