In der Kritik der Urteilskraft hat Kant an ein “vollstandiges System aller Gemutskrafte” herangetastet, indem er eine “Lucke” im Bereich der oberen Erkenntnisvermogen zu schließen versucht hat. Bei diesem Unternehmen, das auf der Kritik der asthetischen sowie der teleologischen Urteilskraft beruht, spielt eine besondere Denkweise der `Analogie mit der Kausalitat nach den Zwecken` große Rolle, und teilen die beiden Urteilskrafte ein Ordnungstyp der freien Bildung miteinander. Noch dazu haben die schone Kunst und die schone Natur das Prinzip der Idealitat der Zweckmaßigkeit zum Grunde, und sowohl beim asthetischen als auch beim teleologischen Urteil vollzieht sich die symbolische Reprasentation der Zweckmaßigkeit. Aber im Gegensatz zu dem teleologischen Urteil, das die Beurteilungsprinzip der inneren Zweckmaßigkeit zum Grunde haben muss, kann die heautonomische asthetische Urteilskraft sich selbst die Zweckmaßigkeit zuweisen und daher zum Verstehen der organischen Natur eine entscheidenden Beitrag leisten. Damit laßt sich sagen, dass die asthetische Urteilskraft ein wesentliches Element der empirischen Naturforschung ist und im gleichen Kontext eine Ermoglichungsbedingung des Verstandnises der organischen Natur durch die Spiegelung der asthetischen Urteilskraft hervorragt. Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, einen dem asthetischen und teleologischen Urteil gemeinsamen Denkhorizont herauszuarbeiten und damit auch die Vorzuglichkeit des ersteren gegenuber dem letzteren zu beweisen, indem verschiedene methodische Implikationen der Kritik der Urteilskraft in Hinblick auf die anthropologische Asthetik in der Aufklarung der wechselseitigen Beleuchtung unterzogen werden.