Mit der vorliegenden Studie wird anhand von Christan Krachts Roman “Faserland” untersucht, auf welcher Grundlage der Roman bei LeserInnen popular wird und somit als eine Popkultur gelten kann.
Fur die Studie wird Diedrich Diederichsens Definition des Begriffs “Pop” herangezogen. Nach ihm ist die gegenwartige Popkultur eine endlose Bewegung im “Loop”. Den darin Bewegten steht kein Ausgang daraus zur Verfugung, weil sie kein zu Hause mehr kennen. Das ist darauf zuruckzufuhren, dass Jahrzehnte nach 1968 mit dem Verlust der politischen Achse auch das Bild des zu Hause verschwunden ist. Auf die Krise der Orientierungslosigkeit reagiert man in der gegenwartigen Popkultur mit der Erfindung von “Subjekttechniken.”
Der Ich-Erzahler im Roman versucht aus dem Loop herauszukommen, indem er, in seiner vage angenommenen Erwartung, eine schone Frau wie “Isabella Rossellini” zu treffen, von Stadt zu Stadt reist. Er geht gelegentlich auch zu Parties, aber ohne Erfolg.
Nigel, mit dem sich der Erzahler in Hamburg trifft, prasentiert sich aggressiv gegen seine Zeitgenossen, indem er alle Nazis nennt. Er sturzt sich mit Partys, Sex, Alkohol und Drogen in die Jugendkultur. Aus dem Sumpf des ausschweienden Nachtlebens kann er nicht rauskommen.
Alexander hingegen zeigt sich verstandnisvoll. Er geht seiner geliebten Varna wegen gern zu Vernissagen, wo die Besucher manchmal auch uber die Kulturdiskurse diskutieren.
Rollo, dem seine reichen Hippie-Eltern eine Menge Geld vermacht haben, lebt luxurios mit vielen Parties, tut aber nichts anderes, als Thriller zu lesen. Er ertrankt sich, ohne besonderen Grund.
Die Popmusik, die der Erzahler gelegentlich zu horen bekommt, wirkt wie episisch-parodierend, indem die Liedtexte mit emphatisch-politischen Themen der 68er Generation die Handlungen der Figuren defekt und anachronistisch erscheinen lassen.
Der Loop erweist sich quasi wie ein schwarzes Loch, aus dem kein Entkommen ist. Er wirkt aber zugleich auch wie eine abgeleitete Wirklichkeit, in der die LeserInnen bei der Bearbeitung an eigener Identitat sehr nutzliche Materialien finden und sich damit auseinandersetzen konnen. Das ist wohl einer der wichtigsten Grunde, den Poproman “popular” macht.