In der Geschichte der modernen deutschen Universitat, deren Anfang auf die Grundung der Berliner Universitat 1810 zuruckgeht, hat der Name Wilhelm von Humboldt ohne Zweifel einen festen Platz. Humboldts Idee und der Grundungsplan der Universitat dienten seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute als Quelle, auf die man angesichts der seit Langerem standig in Rede stehenden Krise der Universitat immer wieder zuruckkam. Zugleich aber werden in der heutigen Zeit die Stimmen, die vom “Mythos Humboldt” und dem “Ende der Humboldt’schen Bildungsidee” sprechen, immer lauter. All diesen Stimmen, deren Spektrum vom “Abschied von Humboldt” bis zu “Humboldt neu denken” reicht, ist gemein, dass Humboldt - negativ oder positiv - als unumganglicher Referenzpunkt fur die Diagnostizierung und die Uberwindung der aktuellen Krise der Universitaten und der Bildung gilt. Es ist demnach bedeutsam, die Kernelemente seines Bildungsideals und seiner Universitatsidee zu ergrunden und damit deren Aktualitat zu hinterfragen. In der vorliegenden Arbeit wird daher der Versuch unternommen, die Idee der vor allem von Humboldt vorgelegten modernen deutschen Universitat zu skizzieren, deren Grundzuge zunachst in seiner fruhen Arbeit uber die Theorie der Bildung prafiguriert ist und die dann anhand der von ihm verfassten zahlreichen amtlichen Dokumente zur Grundung der Berliner Universitat realisiert wurde.