Die Bedeutung eines kunstlerischen Textes liegt nicht fur alle Zeiten fest. Der labyrinthische Diskurs unserer modernen Komplexitätserfahrungen verlangt stets nach dem Wandel von Perspektiven und nach neuen Theorien, die auf die jeweiligen transformierten Bedurfnislagen zuruckgehen. Jede kritische Beschäftigung mit Goethe erfordert daher eine äußerst flexible Blickrichtung, weil ein großer Teil der Deutungsmodelle um Goethe fast inkommensurabel ist.
Von daher soll die vorliegende Arbeit Goethes Texte Wilhelm Meisters Lehrjahre und Faust nicht mehr auf die 'Allgemein-Kodes', die an die klassische Hermeneutik gebunden sind, sondern auf die besonderen Kodes in Bezug auf 'Inklusion' und 'Exklusion' neu erschließen. Der Exklusionsbegriff hat sich insbesondere im Laufe der letzten zehn Jahre auf breiter Ebene zur Bezeichnung und Analyse von kritischen Soziallagen, Marginalisierungsphänomenen und Ausgrenzungsprozessen in der Gegenwartsgesellschaft etabliert. Des Weiteren bedeutet Inklusion konkret, dass alle Menschen in ihrer Einzigartigkeit als gleichwertige und gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft gesehen werden und dass alle Menschen in ihrer Verschiedenheit und Vielfalt (Diversität) willkommen sind und ihren Teil zur Gesellschaft beitragen können.
Mit Fokussierung auf Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre und Faust versucht diese Studie 'Strategie und Struktur der sozialen, kulturellen Ausgrenzung' anhand des Anerkennungskampfes zu analysieren.