In der deutschen Literaturgeschichte ist Jean Paul als Dichter des festen Glaubens bekannt. In der vorliegenden Arbeit ist aber ein Versuch unternommen, der dieses klischeehafte Bild von Jean Paul berichtigen soll. In den literatischen Werken Jean Pauls ist die Erscheinung des Todes eine Konstante. Von den fruhesten Versuchen bis zu den letzten Fragmenten nimmt sie in Themen, Motiven oder Aphorismen einen machtigen Einfluss auf Jean Paul. Der Gedanke an den Tod findet sich also als Daseinsperspektive latent allgegenwartig vor. Mit großem Interesse verfolgt Jean Paul die zwischen Pietismus und Aufklarung, Rationalismus und Idealismus weitgespannte zeitgenossische Diskussion der postmortalen Existenz. In den literarischen Szenen und philosophischen Fragmenten beherrscht die Unversohnbarkeit von Unsterblichkeitsglauben und Vernichtungsglauben. Jean Paul schwankt dichterisch zwischen diesen beiden antipodischen Positionen. Was sich dergestalt in den Werken Jean Pauls niederschlagt, ist eine Relativierung der unvereinbaren Weltanschauungen, die immer wieder in Wettstreit stehen und nicht zum Stillstand kommen. Aus dieser Relativierung entsteht eine krasse Diskrepanz, die letztlich eine tiefe Disharmonie hinterlasst. Was bewußt ans Tageslicht kommt, ist also ein Antagonismus zwischen Unsterblichkeit und Vernichtung. Vor diesem Sachverhalt ist es vielleicht angbracht, Jean Paul als Dichter des Antagonismus zu bezeichnen.