In ihren Eifelnovellen entwarf Clara Viebig verschiedene weibliche Figuren in vielen Milieus ihrer Zeit. Dabei erscheint die Natur mit diesen Figuren immer wieder, - d.h. die Natur wird als Innenwelt-Projektion einerseits zum Seelenspiegel der Figuren und andererseits zur Emphase fur deren Fuhlen und Handeln. Zugleich wird die Natur wie die Heimatlandschaft und die Heimatluft sowie Heimaterde bei Viebig als Scholle dargestellt. Um 1890 entstand die Idee von der Schollenanbindung und von der naturlichen Liebe des Menschen zu seiner Heimat. Die Erdfrische des mutterlichen Bodens ist in diesem Kontext eine Formulierung, die wiederum auf die weibliche Konnotation des Heimatbegriffes abhebt. Besonders wird die Mutterschaft bei Viebig mit der gesunden und aufs Neue belebenden Kraft der Natur verbunden, vor allem mit der Erde, die oft als Matrix des menschlichen Lebens dargestellt wird. Auch ermoglicht die Erfahrung der Mutterschaft eine psychologische Starkung der Frau, da sie beim Versuch, ihren Kindern einen guten Anfang zu sichern, einen neuen Lebensweg entdeckt. Dagegen wird Abtreibung in den Viebigschen Texten immer als eine Sunde gegen die Natur beschrieben, da die Natur als letzter Richter uber die Frage, ob eine Frau Mutter werden soll oder nicht, erscheint. Frauen, die selber die Entscheidung treffen wollen, indem sie einen Abtreibungsversuch machen, werden dafur bestraft. Mit dieser Darstellung steht sie fur die konservative Richtung der burgerlichen Frauenbewegung des endenden 19. und des beginnenden 20.Jahrhunderts. Diese Verbindung zwischen den weiblichen Figuren und der Natur ist das typische Merkmal der Viebigschen Eifelnovellen. Mit ihren Werken engagierte sich Viebig also fur die Heimatbewegung und die Frauenbewegung um die Jahreswende.